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Alpenüberquerung – Teil 4

Der Höhepunkt

Wieder lag eine lange Tour vor mir, aber ich hatte sie bewusst ausgesucht – und wurde mehr als belohnt! Was für ein Tag! Arschkalt war’s (aber es gibt ja nur schlechte Kleidung, kein schlechtes Wetter!), aber der Weg war wie für mich geschaffen: alle Weiden waren bereits offen, die Kühe im Tal, aber es roch noch nach ihnen. Der Weg einsam und verschlungen, fast verträumt mit

Staumauer Schlegeisspeichersee

Wasserfällen und riesigen Felsen. Und vorn immer die Staumauer des Schlegeisspeichersees im Blick. Und als ich erst davor-stand! War ich ehrfürchtig, fast ängstlich! Gewaltig! Ich war beeindruckt! Und könnte ich klettern, hätte ich sie kletternd erklommen, aber der Waldweg daneben hatte auch sein Flair. Oben blies ein kalter Wind, dafür traf ich mein Pärchen von vor zwei Tagen wieder, welch Freude! Die Staumauer sah auch von oben gigantisch aus und beeindruckt mich weiterhin! Im Warmen gab es Kaffee und Kuchen, bevor der schönste Teil der Tour begann. Der Teil erfüllt mein Herz! Obwohl viele Leute unterwegs waren, hatte ich meine Ruhe, genoss die Natur. Riesige Steinplatten bildeten den Weg, erschaffen und verlegt mit Menschenhand, gigantisch! Dazu die vielen Wasserfälle, die Berge, der blaue Himmel. Trotz frostigem Boden und schneidendem Wind (der Gott sei Dank von hinten kam) machte ich am Fluss eine Pause, sog die Natur in mich auf, genoss die wärmenden Sonnenstrahlen. Gigantisch, beeindruckend, ich kann es nicht anders beschreiben. Alle paar Meter blieben die Leute stehen und schauten sich um. Obwohl sich ja nichts änderte, änderte sich alles! Der Blickwinkel, als wenn das Gigantische noch anwuchs.

Nach der einen Alm wurde mein Weg einfach und weniger beeindruckend und auch fast menschenleer. Ich konnte mich in Ruhe darauf einstellen, was nun auf mich zukam:
Grenzstein Österreich Italien

die Grenzüberschreitung nach Italien. Auch wenn ich bisher dachte, dass Sterzing mein Ziel ist, merkte ich nun, dass meine Leistung mit dem Erklimmen des Pfitscherjochs und damit auch dem Erreichen von Italien meinen Höhepunkt darstellte. Und da war er endlich: der Grenzstein, der mir zeigte, dass ich Österreich verließ und Italien betrat! Was für ein Hochgefühl! ICH hatte es geschafft! Mit meiner eigenen Muskelkraft, mit meiner Streckenplanung, mit meinem Willen. Einfach nur toll toll toll! Oben klare Bergseen und ein Blick nach Südtirol. Wenn es nicht so kalt wäre… Also warme Dusche statt kaltes Bergseewasser – und das erste Mal in meinem Leben sah ich einen Hirsch in freier Wildbahn. Er blieb natürlich nicht majestätisch am Kamm für ein Foto stehen (zumal mich ja das Duschbadfenster von ihm trennte), aber es war ein fantastischer Anblick! Und als wenn das noch nicht genug wäre, gab es den Abend noch einige Höhepunkte: bei dem Wind löste sich von dem Metallherzen, das draußen steht und für den romantischen (aber eiskalten!) Sonnenuntergang ein schönes Motiv darstellte, ein Band, auf dem das Wort FREUNDSCHAFT steht. Es gehört nun mir.

Der Abend klang dann bei einem Glas Wein in einer lockeren Runde aus: ich konnte mit einem 86-Jährigen über Wildwasser und Mehrtagestouren plaudern. Wir waren beeindruckt, dass er und sein 83-jähriger Freund noch so agil sind. Nicht alle werden so alt – und diese beiden trieben sich in einer Wanderhütte auf über 2200hm über Nacht rum, alle Achtung!

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Teil 3 – Tag 4 und 5

Teil 5 – Das Ziel

Überblicksseite Alpenüberquerung Tegernsee – Sterzing