Grüß dich Tatjana! Ich bin ganz gespannt auf deine Antworten auf meine 10 Fragen an…
Ich habe dein Buch (Werbung) „Selbstfürsorge“ ja schon vor einiger Zeit hier vorgestellt – aber wer genau bist du?
Ich bin ein offener, vielseitig interessierter Mensch, der durch soziale Kontakte aufblüht und seine Leidenschaft und Interessen zum Job gemacht hat. Ich bin mutig, kann mich schnell entscheiden und Pippi Langstrumpf inspiriert mich. Du meintest aber wohl eher, wer ich bin im beruflichen Sinne? Nach 10 Jahren als Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an einer Uniklinik in München habe ich mich 2015 mit Katrin Große, meiner Grundschulfreundin, selbstständig gemacht und das Kitchen2Soul (Werbung) in München-Neuhausen gegründet: ein Coaching- und Seminarcafé mit Buchhandel und Raumvermietung, also eine Wohnküche für die Seele. Außerdem halte ich seit knapp 10 Jahren in Unternehmen und Behörden Seminare im Bereich „Psychische Gesundheit und Prävention“. Ich arbeite als Coach und habe auch niedergelassen als Therapeutin und Ärzte Patienten und Klientinnen betreut. Immer wieder kommen wir dabei auf das Thema „Selbstfürsorge“ als Basis für unsere seelische Gesundheit und Widerstandsfähigkeit, egal ob im Unternehmen oder im privaten Kontext. Und darüber habe ich dann auch mein erstes Buch geschrieben, das im Frühjahr 2019 erschienen ist.
Was bedeutet in zwei-drei (oder gern mehr) Sätzen Selbstfürsorge für dich?
Selbstfürsorge verstehe ich als eine Voraussetzung, um den Belastungen und Anforderungen des Lebens standhalten zu können, indem wir aktiv „Energievorräte“ anlegen. Sie steht zwischen den Extremen »Aufopferung/Ausbrennen« und »Egoismus«. Indem wir gut für uns sorgen, uns und unsere Bedürfnisse wichtig nehmen, stärken wir unsere Widerstandsfähigkeit. Selbstfürsorge bedeutet die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und zu erkennen, wo wir frei und handlungsfähig sind, um dementsprechend unser Leben aktiv zu gestalten. Die Basis dazu ist die Selbstreflexion, also über uns und darüber, was wir persönlich als gutes Leben definieren möchten, nachzudenken. Selbstfürsorge schließt im Übrigen das Engagement für andere explizit in einem ausgewogenen Maße ein, denn anderen wohlwollend zu begegnen, tut uns selbst gut.
Nun hattest du das Glück, dass dein Verlag auf dich zukam, sodass du dich mit dem Thema beschäftigen „musstest“. Wie wichtig war vor der Buchveröffentlichung Selbstfürsorge für dich?
Ja, stimmt, da hatte ich wirklich Glück und bin dankbar dafür, dass ich vom Verlag angesprochen worden bin. Zum Einen tauchte, wie ich schon erwähnt habe, das Thema ständig in meinen Workshops und Coachings auf und zum anderen ja auch schon in meiner Klinikzeit bei meinen Patienten und deren Angehörigen. Und für mich persönlich war meine eigene Selbstfürsorge ebenso ein Balance-Akt. Als ich noch in der Klinik gearbeitet habe, haben mich vor allem die Schicksale meiner Patienten, die Nachtdienste und die Verantwortung herausgefordert und dann als Selbstständige die Frage: wann ist genug gearbeitet? Ich habe einige Antreiber, an denen ich arbeite und wie ich auch im Buch schreibe: Selbstfürsorge ist ein lebenslanges Projekt. Auch für mich, und ich kenne die Hindernisse sich gut um sich zu kümmern gut. Im Buch erzähle ich übrigens auch ein wenig aus meinem eigenen Nähkästchen…
Das Nähkästchen-Plaudern macht dein Buch sehr greifbar für mich, es macht Spaß, nicht nur darin zu lesen, sondern wirklich in sich zu forschen!
Wie hat sich dein Leben durch das Veröffentlichen des Buches verändert?
Es ist ja nur ein Buch 😉 Der Tag meiner Buchpremiere war besonders, da an dem Tag meine Nichte auf die Welt gekommen ist, das hat was verändert… Ich selbst beschäftige mich intensiv mit dem Thema, was mir gut tut. Ich möchte ja auch einigermaßen das vorleben, was ich im Buch empfehle und damit glaubwürdig sein. Das gelingt mir mal schlechter mal besser. Und das Schreiben des Buches hat mir Spaß gemacht. Wenn ich damit nun noch anderen Menschen Unterstützung bieten kann, dann freut mich das sehr und ja, das mag mein Leben ein bisschen positiv verändern. Ach ja. Ich bekomme schönes Feedback, unter anderem von meiner wohl ältesten Leserin, sie ist über 90 Jahre alt. Selbst sie meinte, dass sie was aus dem Buch mitnehmen und umsetzen konnte, was ihr sogar in ihrem Alter helfe. Das ist besonders….also sagen wir so, das Buch hat mich dankbarer und selbstfürsorglicher gemacht.
Das klingt sehr schön – und ich glaube, dass uns unsere eigenen Themen oft vom Leben nicht nur als schwierige Lernaufgabe, sondern auch mal auf dem Silbertablett serviert werden, damit wir „leicht“ wachsen dürfen.
Du hast ja zusammen mit einer langjährigen Freundin das Kitchen2Soul gegründet, wo ich auch Natalija kennen lernen durfte. Was ist für dich am Schönsten zu beobachten an der Entwicklung des Cafés?
Ja, Katrin und ich sind seit über 30 Jahre befreundet. Dass Du zum Beispiel Natalija kennengelernt hast, dass auch andere Menschen bei uns zufällig Freunde finden, dass sich hier unsere Familien, Partner und Freunde am Freitagabend treffen und es dann manchmal zugeht wie in einem italienischen Restaurant, wo alle am Tisch aus einem großen Topf essen, dass wir alle so gut zusammen helfen, mein Partner uns unglaublich unterstützt mit seinem handwerklichen und Design-Talent, dass unsere Eltern mithelfen und dass sich hier bei uns Menschen mit sich selbst beschäftigen, Inspiration und Unterstützung erhalten, das finde ich unglaublich schön. Und das entwickelt sich auch so weiter… Und nebenbei wächst unser Projekt insgesamt und ist im Sommer 2019 vier Jahre alt geworden.
Wow, wie die Zeit rast!
Habt Ihr vor, euer Café-Buchhandel-Workshop-Konzept größer aufzuziehen, in weitere Städte zu tragen? Oder dürfen andere diese Idee von euch übernehmen?
Nein, wir wollen in München bleiben, unserer eigenen Selbstfürsorge zuliebe und weil wir glauben, dass uns genau das ausmacht, dass wir lokal sind, real und authentisch. Wir wollen nicht franchisen oder unser Konzept verkaufen. Unsere Idee einfach so zu übernehmen wird schwierig und da habe ich auch keine Sorge, dass das jemand ungefragt einfach so kopieren würde. Ich glaube, wir haben eh schon etliche Unternehmen inspiriert, denn ganz viele Cafés bieten zum Beispiel mittlerweile Veranstaltungen und Lesungen an, das Thema „mutige Geschichten“ haben wir geprägt und nun ist das Thema in aller Munde und auch in vielen Veranstaltungsformaten aufgegriffen worden. Ich finde das schön… der Kuchen ist groß genug für alle und jede(r) bringt seine eigene Persönlichkeit ein und erreicht damit auch andere Menschen.
Was bedeutet Glück für Dich? Oder wenn du lieber beantworten magst: was inspiriert dich?
Das ist ja lustig, dass Du Glück und Inspiration gleichzeitig aufführst…. Ich fühle mich glücklich, wenn ich inspiriert bin und das ist meist im Zusammenhang mit anderen Menschen. Daher liebe ich es Netz zu werken, mich mit Freunden auszutauschen, auch zu beruflichen, fachlichen Themen mit Kolleginnen. Ich bin glücklich, wenn ich mir Zeit für Austausch und soziale Kontakte nehme… auch am Kitchen2Soul Küchentisch.
Bei welcher Beschäftigung vergisst Du die Zeit, bist du im Flow?
Beim Schreiben und Lesen, bei der Arbeit mit Menschen (ich muss zum Beispiel gut auf die Uhrzeit bei den Coaching-Sitzungen achten, da vergesse ich tatsächlich manchmal die Zeit und könnte noch länger weitermachen…), bei einem guten Abendessen mit meinem Partner oder / und Freunden wenn wir diskutieren, uns austauschen oder eben inspirieren.
Gibt es eine Frage, die Du gern mal gestellt haben möchtest? Wie ist Deine Antwort darauf?
Was möchtest Du, dass auf Deinem Grabstein steht? (eine Frage, die ich schon vielen gestellt habe, um rauszufinden, wie jemand leben und in Erinnerung bleiben will und um somit eine Art Lebensmotto zur Orientierung formulieren zu können; die Frage hat mir bisher noch niemand gestellt.) Und meine Antwort wäre: „Sie hat sich nicht unterkriegen lassen. Sie war frech und wild und wunderbar“
Ich glaube, das bist du 🙂
Was möchtest Du den Lesern meines Blogs mitgeben?
Genau das (nach Astrid Lindgren): „Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!“ Ganz wichtig für die eigene Selbstfürsorge!
Vielen Dank für das kurzweilige Interview – und ich bin gespannt, wie sich das Kitchen2Soul weiterentwickelt!