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Chancen erkennen

Neulich schrieb ich darüber, dass wir mutig auf neue Situationen zugehen sollten (natürlich dürfen, nicht sollen!). Aber was genau bedeutet dies?

Achtsamkeit

Dass wir die Situation achtsam wahrnehmen, sie nicht einfach so vorbeiziehen lassen. Sondern wir richten unsere Aufmerksamkeit auf die Umgebung. Um bei dem Beispiel mit der Straßenüberquerung zu bleiben: automatisiert schauen wir nach links, nach rechts, vielleicht auch ein zweites Mal, aber dann gehen wir los. Ohne darüber nachzudenken. Wir tun es. Wenn wir uns beim nächsten Mal aber bewusst machen, was wir da tun, sind wir achtsam. Wir schärfen unseren Blick für das, was wir tatsächlich tun und verlassen damit die Automation der Situation. Wir nehmen andere Fußgänger auf einmal bewusst wahr, statt sie nur verschwommen an uns vorbeilaufen zu lassen. Und schon habe ich aus einer Situation eine neue geschaffen, in ihr was Neues erkannt. Und dies ist der erste Schritt, um aus diesem Grübeln und automatischen Denken herauszukommen. Ich durchbreche meinen Autopiloten, der mich durch die Situation steuert. Ich übernehme die Steuerung, bin klar (oder präsent, wie es so schön heißt; jedenfalls nicht vernebelt oder fremdgesteuert) bei der Sache.

Indem du deine Aufmerksamkeit auf deine Umgebung richtest, steigst du nämlich aus deinem Kopfkarrussel aus und kommst wieder im Moment an.
– Antonia Friemelt

Bewusstwerdung

Und bei diesem Bewusstmachen/Klarsein nimmst du wahr, wie oft du mutig und vertrauensvoll Dinge tust. Ja, es hat auch mit Mut zu tun, die Straße zu überqueren, denn du vertraust den anderen, dass sie dich nicht umlaufen, genauso wie du ihnen ausweichst. Natürlich benötige ich für einen Bungeejumping-Sprung viel mehr Mut, aber wenn dir im Alltag mal bewusst wird, wie oft du Dinge tust, wie viel Selbstvertrauen du da hast, umso mutiger kannst du auch andere Situationen angehen, kannst dir schneller mal einen Schubs in die gewünschte Richtung geben.

Dieses bewusste Sein, bietet dir eine Chance, Dinge anders anzugehen. Es ermöglicht dir, Neues zu sehen und dadurch zu wagen. Durch dieses klare Sehen erschaffst du (ob du es willst oder nicht) neue Möglichkeiten, denn dein Blick ändert sich. Und du wirst sehen, der Mut kommt kommt dann von ganz allein.

Aktiv sein

Und je öfter du achtsam bist, eine Situation bewusst wahr nimmst, ein Problem nicht gleich als Problem definierst, umso schneller siehst du Chancen, in denen du aktiv sein darfst. Aktiv sein bedeutet, etwas selbst in die Hand zu nehmen – und das macht glücklich, denn du hast dein Ruder selbst in der Hand, kannst die Situation selbst beeinflussen (ich würde hierzu ja das Paddel bevorzugen, aber der Spruch geht leider von einem Ruderboot aus – und zum Thema Paddeln kommen wir im Sommer).  Das heißt, Dinge passieren nicht einfach, sondern du ergreifst die Chance und kreierst sie!

Bewunderung als Potentialerkennung

Gibt es Leute, die du für irgendwas bewunderst oder gar neidest? Dafür, dass sie sich trauen auf der großen Bühne zu stehen, sich selbstständig zu machen? Oder dass sie ihrer Kreativität Ausdruck verleihen und Bücher schreiben, Bilder malen oder tanzen?

Weißt du, warum du sie beneidest? Weil genau dieses Potential in dir schlummert! Es möchte erkannt werden.

Du bist nicht neidisch auf jemanden, der etwas tut, wofür du keine Achtung hast. Weil es nicht zu dir passt. Achte mal darauf, wer sich in deinen Gedankengang „schummelt“, welche Eigenschaften dich da triggern und erkannt werden möchten!

Übungen für mehr Mut

  • Mache dir bewusst, in welchen Situationen du mutig warst, das stärkt dein Selbstbewusstsein für eine neue Situation, die du meistern möchtest ⇒ sei nicht so hart zu dir, erkenne an, was du bereits geleistet hast, auch vermeintlich kleine Leistungen oder Erlebnisse sind oftmals mutig
  • Benenne deine aktuelle Situation, dann wird dir klarer, was du genau brauchst/willst und kannst realistisch abschätzen, was auf dich zukommt ⇒ und bevor du die Situation zerdenkst, mach die Übung vom letzten Post und überlege zusätzlich, wie wahrscheinlich das schlimmste Szenario tatsächlich sein könnte (gar nicht so wahrscheinlich, wie dir dein Hirn sagen will, oder?)
  • Weiche im Alltag vom gewohnten Weg ab: gehen mal eine andere Straße zur Arbeit, kaufe in einem anderen Laden ein, gehe mit anderen Kollegen oder allein Mittag essen, nutze mal die Öffis statt das Auto oder Rad (oder anders herum) und nimm dies bewusst wahr
  • Sei Kind, raschle mit dem Laub, wirf einen Schneeball (auch wenn da niemand ist), tanze durch die Wohnung, schleck den Teller mal wieder ab, wenn das Essen gut war, bewundere die Blüte einer Blume,… Es sieht ja keiner, wenn du es nicht möchtest  🙂
  • Sei offen anderen gegenüber: lächle jemand morgens an, frage deine Nachbarin, ob du den Einkauf hochtragen kannst oder helfe dem Hausmeister beim Schneeschippen, entdecke deine Stadt neu oder geh mal wieder ins Museum oder Theater
  • Mache Dinge allein, die du sonst nie allein machen würdest. Wer weiß denn schon, ob du gerade allein spazieren bist oder ob du da hinten nicht jemanden besuchen willst? Und wenn du allein im Café sitzt, weiß auch keiner, ob das deine bewusste Entscheidung war, ob du versetzt wurdest oder dein Gegenüber zu spät ist. Alles ist aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten – und letzten Endes egal, wie andere Leute dich sehen. Ich plädiere ja auch für Allein-Wandern als besondere Erfahrung.

⇒ dies hat alles mit dem Verlassen der Komfortzone zu tun und wird dich achtsamer und stärker machen – viel Spaß dabei!

Hast du weitere Vorschläge? Dann teile diese gerne, danke!