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Warum wir nicht einfach immer helfen dürfen

Unser Helfersyndrom

Du kennst es sicherlich auch: ein älterer Mensch trägt einen schweren Einkauf, du nimmst ihm diesen ab. Oder deine Freundin ist mit einem miesen Typen (in deinen Augen!) zusammen, du rätst ihr immerzu zur Trennung.

Oder mir ist es neulich passiert: ich habe die ängstlichen Augen eines kleinen Mädchens auf einer Leiter gesehen und ungefragt meine Hand zur Unterstützung hingehalten. Ohne zu fragen, ob sie Hilfe wünscht. Sie hat sie nicht angenommen, sondern mit einigem Probieren und Umgreifen die nächste Halteposition zum Runterklettern gefunden. So konnte sie ihre eigene Erfahrung machen, selbst ihrer Angst Herr bzw. Frau werden.

Übergriffig sein

Dass wir helfen wollen, ist an sich total menschlich. Wenn wir jedoch ungefragt helfen, einfach Rat geben, greifen wir in das Leben des anderen ein, sind übergriffig.

Daher ist es gut, vorab zu klären, ob der andere Hilfe wünscht oder unseren Rat hören möchte.

Oftmals geben wir einen Rat/Tipp, wenn wir etwas für nicht gut befinden, selbst unsicher sind, jemand uns zu langsam ist, Angst hat oder wir die Beziehung verurteilen.

Dabei kennen wir nur unsere Seite der Ansicht, aber nicht die andere Seite. Vielleicht darf die andere Person gerade was ganz Tolles lernen, das wir mit unserer übergriffigen Hilfe unterbrechen. Vielleicht stören wir gar die Lebensaufgabe des Anderen!

Auslöser

Dabei dürfen wir uns ganz ehrlich fragen: was spiegelt uns der andere. Warum löst die Situation in uns Unbehagen aus?

Sind wir vielleicht selbst ängstlich oder hilfsbedürftig. Sehnen uns selbst nach Unterstützung, haben Angst vor dem Älterwerden?

Wir wollen immer selbst stark sein, aber auch wir dürfen lernen uns Hilfe zu suchen, aktiv nach ihr zu fragen. Wenn wir Hilfe annehmen können, hören wir auch auf, uns in andere Leben einzumischen.

Oft ist Angst der Auslöser, aber dahinter steckt fehlendes Vertrauen. In die andere Person oder Situation. In uns selbst. Wir vertrauen der anderen Person nicht, dass sie die Situation meistert. Und das macht uns Angst (weil der andere sich wehtun könnte, was wiederum uns schmerzt).

Lösungsansatz

Wenn dir z. B. die Beziehungssituation deiner Freundin nicht gefällt, dann schick gern Liebe hin, dies kannst du in einer Meditation machen, indem du dir vorstellst, wie ein rosa Lichtstrahl von deinem Herzen in das Herz des anderen fließt.

Gib die Kontrolle ab, lass los, es ist nicht dein Leben, du mischt dich gerade ein!

Und schau, was dir die Situation spiegelt: hast du selbst Angst, bist unsicher? Dein Übergriffig sein zeigt an, dass du in dieser Situation nicht im Vertrauen bist. Du der anderen Person oder dir selbst nicht (ver-)traust. Dies kannst du eben lösen, indem du dir den Auslöser anschaust und annimmst.

Du hast die Verantwortung für dein Leben, und für kein anderes! Daher lass deine Verantwortung bei dir, aber übernehme sie auch bewusst für dein Leben. Wie das geht, habe ich hier festgehalten.

Und was ich noch wichtig finde: Wenn du einmal die Hand gereicht hast, halte sie! Denn wenn du sie wegziehst, kann es sein, dass du das Vertrauen des anderen zerstörst, weil er just in dem Moment sie doch ergreifen wollte, dann aber ins Leere greift.

Frage und Austausch

Wie siehst du das? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Wo warst du übergriffig? Teile es mir gern mit.