Milchmädchenrechnung. Ein Begriff, den ich früher nie verstand. Und der im Moment für mich in so vielen Bereichen sehr treffend scheint. Etwas wird nicht ganz durchdacht oder nur sehr einseitig betrachtet. Gerade im Bereich der Umwelt und Nachhaltigkeit, einem Thema, das mehr denn je in ist.
Und ich finde dies in so vielen Bereichen wieder (hier mal an konkreten Beispielen):
- Viele Menschen (auch ich!) springen auf den veganen Zug auf – und ersetzen dann ihre nicht-veganen Produkte durch chemischen Ersatz (Tofu-Würstchen & Co.).
- Es wird auf dem regionalen Bauernmarkt die Nahrung eingekauft, aber dann doch online beim Großhändler der Staubsaugerbeutel bestellt.
- Es wird nach Schnäppchen gejagt und dann mit dem Auto zu dem weiter entfernten Supermarkt gefahren.
- Oder die Server der großen Onlineanbieter laufen heiß, weil wir Stunden damit verbringen, Dinge zu vergleichen und auch hier nach Ersparnis zu jagen.
- Es sollte alles billig sein, dass dann aber die Umwelt oder kleine Kinderhände mit ihrer Gesundheit dafür zahlen, wird nicht gesehen.
- Wir achten bei Lebensmitteln darauf, dass sie ungespritzt sind, und „futtern“ dann Zusatzpräparate (auch Nahrungsergänzungsmittel genannt), die chemisch hergestellt sind, oder lassen uns selbst spritzen.
- Wir wollen nachhaltig sein, sind dann oft aber nicht in der Verantwortung, dem regionalen Geschäft eine entsprechende Gegenleistung zu geben und kaufen doch günstigere (wenn auch faire) Produkte ein, die einen langen (CO2-)Weg hinter sich haben. Und somit die Umwelt zahlt.
- Wir unterstützen die regionale Gastronomie – und damit auch den wachsenden Plastikberg.
- Aus Angst vor Krankheit meiden wir Kontakte – und werden durch das eigens produzierte unsoziale Verhalten krank oder depressiv. Nachweislich brauchen wir die persönliche Bindung für unser Glück und Wohlbefinden.
- Wir wollen gesund leben, und setzen dies oftmals nur im Privaten, aber nicht im Beruflichen um.
- Früher sollten wir Strom sparen (Glühbirne, Kühlschrank,…), und nun sollen viele viele Millionen Autos mit Strom fahren.
- Um Salate schneckenfrei großzuziehen, werden sie oft auf dem Feld unter löchriger Plastikfolie gezogen. Meine Vermutung ist, dass diese zum einen nicht bpa-frei ist und zum anderen auch mal hinterher mit untergegraben oder vom Wind fortgetragen wird.
- Dass die Pflanzenschutzmittel nicht nur Schädlinge, sondern auch Bienen sterben lassen, ist bereits bekannt. Warum wird es dann weiter produziert?
- Beißt sich hier bei den Punkten nicht die Katze in den Schwanz?… Was fällt dir denn noch ein?
Ich schließe mich bei einigen Sachen gar nicht aus. Manchmal aus Bequemlichkeit, manchmal aus Kurzsichtigkeit, manchmal aus fehlenden regionalen Angeboten, manchmal aus fehlender eigener Wertschätzung und manchmal auch ganz bewusst.
Denn es geht nicht um absolute Konsequenz. Mir geht es um ein Mitdenken. Um die Eigenverantwortung. Um den Sinn und die Glaubhaftigkeit. Weitere Anregungen findest du hier.
Mein Weg
Ich habe mich für eine überwiegend basische Ernährung entschieden – ohne chemischen (veganen) Ersatz. Weil dieser Ersatz oft Stoffe enthält, die unserem Körper nicht gut tun (Hefe/Glutamat und Speisesalz als Beispiele). Und weil mir mit der Zeit die alten typischen Dinge wie Fleisch gar nicht mehr schmecken. So brauche ich auch keinen Ersatz. Wenn ich Gelüste danach habe, gehe ich diesen manchmal nach – und bin meist geschmacklich frustriert. Die Gelüste zeigen schließlich an, dass ich einen Mangel habe, der ausgeglichen werden will. Wenn ich mich ausgewogen ernähre, habe ich keine Gelüste. Sehr spannend zu beobachten!
Und überwiegend basisch heißt für mich auch, nicht dogmatisch alles abzulehnen, was vom Tier kommt. Zum einen, weil ich Gastgebern nicht vorschreiben möchte, dass sie sich nach mir zu richten haben, zum anderen, weil es auch mal nett ist, nochmals in die alte Welt einzutauchen.
In manchen Dingen gehe ich jedoch keinen Kompromiss ein, habe meine eigene Messlatte: Lieber ungespritzt, dann aber nicht regional! Mein Körper ist mir wichtig.
Was ich für mich erkannt habe, ist, dass Geld fließen möchte, dass ich damit meinem Gegenüber Wertschätzung ausdrücke. Daher kaufe ich bewusst ein und bin bereit, mir und meinem Gegenüber etwas Gutes zu tun und seine Leistung zu honorieren – hier denke ich gar nicht mehr an den regionalen Aspekt, da dies für mich so selbstverständlich geworden ist. Was nicht heißt, dass ich keine Onlinebestellungen mache. Diese tätige auch ich, aber gezielt und nur dort, wo ich keine andere Möglichkeit sehe, an etwas heranzukommen. Oft wissen wir nicht, dass unser Buch- oder Esoterikladen um die Ecke diese Dinge auch bestellen kann – mit weniger Verpackung und CO2-Verbrauch.
Fazit
Nicht alles ist ökologisch einwandfrei umsetzbar. Muss es vielleicht auch nicht. Aber um an der einen Ecke zu sparen, ist es manchmal überlegenswert, ob es sinnvoll ist, die andere Ecke in die Länge zu ziehen. Ob auf meine oder fremde Kosten.
Nachhaltigkeit meint auch, dass wir uns bewusst über Konsequenzen sind. Dass wir bis zum Ende denken und gezielte Entscheidungen treffen – auch mal gegen die Umwelt.
Anregung
Überlege beim nächsten Kauf doch vorher, ob du etwas tatsächlich brauchst und was du es dir wert bist, dafür auszugeben, was deine Kriterien sind, die dein Kauf erfüllen sollte, wo du Kompromisse eingehen magst. Und erlaube dir auch, hier mal zu sündigen. Die Masse ist kritisch, nicht der eine Fehltritt (außer er wird zur Gewohnheit).
Und du kannst ja nach einem „Fehltritt“ beim nächsten Spaziergang Müll sammeln. Ich tue dies regelmäßig und habe schon andere Leute damit angesteckt – das finde ich großartig!
Schau dir beide Seiten der Medaille an: Die Umwelt kann irgendwann nicht mehr „mitzahlen“ bzw. ausgleichen, damit wir alles billig kaufen können. Und dann zahlen wir im wahrsten Sinne doppelt.